Folge 0005 | M7 bei Phong Ling

Folge 0005 | M7 bei Phong Ling

Wenn die Mittagspause nahe ist, wird es in der Hahn und Winter GmbH unruhig. Die Gesprächsthemen drehen sich hauptsächlich um “Was isst du heute?” oder “Gehen wir Essen?”. An diesem herrlichen Aprilmittag sieht die Planung des Essens ein wenig anders aus, denn Hahn und Winter haben zur Überraschung der Mitarbeiter ein Geschäftsessen bei Phong Ling geplant. Dies alleine ist ja bereits ein Grund vor Freude zu platzen, doch das Glück scheint frei von allen Grenzen zu sein, denn Herr Rott kommt extra in die Stadt gefahren um dem Mittagstisch beizuwohnen. Die letzten zehn Minuten vor dem Aufbruch ziehen sich endlos hin und die Mägen von Frau Roggen und Sabine knurren um die Wette. Lediglich die Praktikantinnen scheinen ihren Hunger unter Kontrolle zu haben und sich ihrer Arbeit zu widmen.

Alexander: So, ich würde sagen wir können uns langsam fertig machen – ich könnte eine Kleinigkeit zu essen vertragen [streichelt sich den Bauch]
Martin: Ich kann noch nicht – muss hier noch schnell was fertig machen!
Alexander genervt: Mann Martin, das kannst du auch später machen, ich will jetzt gehen – hab Hunger!
Martin irritiert: Also alle müssen springen, wenn Alexander von Hahn IV gehen möchte?
Georg lachend: Seine Hoheit wünscht es nicht verspottet zu werden!
Baris: Dem Hahn fehlt eigentlich nur noch das Zepter.
Georg: Wohl eher das Schnitzel.
Frau Roggen: Also meine Herren, es genügt. Üben sie sich in Respekt.
Alexander: Ich habe jetzt keine Nerven für euer dummes Geschwätz. Martin beeil dich.

Wohl aufgrund des Druckes von Alexander Hahn, lässt sich Martin Winter erst recht ein klein wenig mehr Zeit, als er eigentlich bräuchte. Auf dem Weg zu Phong Ling wird heftig über die Auswahl des Essens diskutiert. Dank des hervorragenden Gedächtnisses für Speisen von Alexander Hahn, Sabine Poppel und Lili Roggen, die alle drei die Speisekarte von Phon Ling problemlos herunterbeten können, weiß jeder bereits, was er zu essen wünscht – noch bevor sie bei Phong Ling ankommen. Vor dem Restaurant steht schon ein sichtlich genervter Herr Rott, der wie es sich kurz darauf herausstellt bereits 23 Minuten auf die Ankunft des Fürsten zu Hahn und seiner untergebenen Gefolgschaft wartet.

Herr Rott: Wir hammamamia gesagt, dass wir uns um 12:30 Uhr treffen und jetzt ist es schon kurz vor Eins. Da kann man anrufen, Alexander. Anrufen kann man da.
Alexander mit abweisender Handbewegung: Ja, ja … ging gerade nicht anders, hatte noch ein wichtiges Gespräch.
Frau Roggen: Ach Christoph … Wenn man mich darüber in Kenntnis gesetzt hätte, wäre ich bereits herbeigeeilt und hätte mit Dir gewartet. Es gibt soviel zu erzählen.
Herr Rott: Ach Lili, du bist pfundig.
Frau Roggen sofort angesäuert: Pfundig? Ich bin pfundig? Wie bitte? So eine Gemeinheit. Ich bin nicht pfundig.

Alle bis auf Herrn Rott und Sabine lachen

Herr Rott: Nein nein, des hast jetzt Missverstanden. Wenn man hier in Bayern des so sagt, dass wer pfundig ist, dann heißt das soviel wie, ja … pfundig halt. Sowas wie, wenn man jetzt sagen tut ‘Du bist mir eine Wucht’ …
Frau Roggen läuft rot an: Du bist so ein – S c h w e i n !

Frau Roggen greift sich sofort mit beiden Händen über den Mund. Unmittelbar darauf kehrt absolute Stille ein. Alle schauen mit Spannung auf Herrn Rott und Frau Roggen. Keiner hat jemals Frau Roggen auf diese Weise reagieren gesehen. Man würde es als wahrscheinlicher erachten, dass Mutter Theresa in einem roten Lack-Leotard und schwarzen Lack-Overknee-Highheels als Background-Tänzerin auf einem Rammsteinkonzert eine dicke Line Koks vom erigierten Glied Till Lindemanns zieht. Aber allem Anschein nach ist der guten Frau Roggen ernsthaft der Kragen geplatzt (in diesem Fall sprichwörtlich).

Herr Rott entgeistert: Sag amal, sonst geht es dir schon noch gut? Wenn man jemandem sagt man findet ihn pfundig, dann meinst man, dass man sich halt freut und den mag.
Alexander: Ich habe wirklich Hunger. Können wir reingehen.
Frau Roggen beschämt: Entschuldigung, Christoph. So kenn ich mich nicht [lacht blamiert]

Herr Ling oder Herr Phong oder wie auch immer begrüßt die Gruppe mit einer leichten Verbeugung und vor der Brust gefalteten Händen. Ein paar Tische werden zusammengerückt und man setzt sich. Herr Ling oder Phong (einigen wir uns auf Ling) teilt die Speisekarten aus und trotz des intensiven Speisekarten-Coachings von Sabine, Frau Roggen und Alexander sehen alle noch einmal nach, was denn gegessen werden könnte. Da die grenzenlose Großzügigkeit der Hahn und Winter GmbH die Belegschaft einlädt, muss ja nicht auf den Preis geachtet werden. Nach einigen Minuten kommt der grinsende Herr Ling an den Tisch.

Zum besseren Verständnis des Lesers wird Herr-Ling-Deutsch in eckigen Klammern ins Hochdeutsche übersetzt.

Herr Ling: Habn Sü son schrossen? [Konnten Sie sich bereits für etwas entscheiden?]
Alexander reagiert sofort: Ich hätte gerne zwei Frühlingsrollen als Vorspeise und zum Hauptgang bitte die Lackente auf Erdnuss-Sate. Zu trinken nehme ich ein Glas Leitungswasser.
Herr Ling: Rack-Änte blauch füfuvierz Minu Tän [Es nimmt etwa 45 Minuten in Anspruch, Ihnen die Lack-Ente zuzubereiten]
Alexander: Kein Problem.
Martin: Ich nehm ne Cola zu Trinken und zum Essen erstmal die Scharf-Sauer-Suppe und dann M3.
Herr Rott: Ja, also die Lack-Ente ist ja schon eher teuer, Alexander. Des ist Geld, das wir gerade nicht haben. Also, ich würde das jetzt nicht bestellen.
Herr Ling: Ih verges heute Flüringlol bis lang weir maht flish einwoch [Ich habe vergessen Ihnen mitzuteielen, dass die Frühlingsrollen heute etwas länger in der Zubereitung brauchen, da wir sie einmal in der Woche frisch machen und das ist eben genau heute]

keiner hat auch nur ein Wort von Herrn Ling verstanden. Herr Rott wird mit seinem plötzlichen Sparanfall einfach ignoriert und Frau Roggen ergreift das Wort um ihre Bestellung aufzugeben.

Frau Roggen: Ich hätte gerne auch eine Frühlingsrolle und M7. Wenn es möglich ist mit Tofu und nicht mit Hühnchen. Ja? [lacht unnötig] … sind da Erdnüsse oder Mandeln dabei?
Herr Ling: To Fuu mus extla mah. Dauel vierreih sen Minu Tän meh. [Den Tofu müssen wir extra für Sie zubereiten, deshalb wird es etwa zehn Minuten länger dauern, Ihr Gericht zuzubereiten]

Frau Roggen lacht und nickt dabei

Sabine: Also für mich die Scharf-Sauer-Suppe und zwei Frühlingsrollen und als Hauptgang nehme ich bitte M7 – und eine große Spezi.
Herr Ling: Dlei Vospai füsi [Sie möchten wirklich drei Vorspeisen zu sich nehmen?]

Die Praktikantinnen, Baris und Kosta entscheiden sich auch für jeweils eine Frühlingsrolle und ein Mittagsmenü. Kosta, extravagant und herausstechend wie er ist, bestellt sich eine Litschischorle. Herr Rott, der seinen Missmut über Alexanders Lack-Enten-Bestellung kundtun möchte, bestellt auch sich demonstrativ eine Lack-Ente. Dies jedoch interessiert Alexander kaum bis gar nicht.

Kosta mit etwas angestrengtem Blick: Ich muss kurz auf die Toilette.
Martin: Viel Erfolg!
Georg: Sexy, Kosta. Bitte vergiss nicht Bilder zu machen und sie uns beim Essen dann zu präsentieren.
Vera: Die würde ich auch gerne sehen.
Regina: Dürfen wir bitte mitkommen, Kosta?

Kosta steht mit rollenden Augen auf und geht kommentarlos vom Tisch. Regina wirft einen Blick auf seine Schuhe und verkneift sich in letzter Sekunde ein markdurchdringendes Kreischlachen. Vera hingehen ist aus Gründen der Gesetzgebung und Reputation ein bisschen genervt, sich hier kein Bier zum Essen bestellen zu können.

Alexander: Morgen kommt der Carsten wieder zurück. Das heißt wir können endlich das neue Newsletter Layout machen lassen und vielleicht sogar dann noch am Abend rausschicken.
Herr Rott: Ja, ein Njuslätta wär schon nicht schlecht [lacht]. Da kömamamia wieder bissl den Umsatz erhöhen. Warum eigentlich schickma mia nicht einmal am Tag einen Njuslätta raus? Das machmamia. Dann verdienen wir richtig ordentlich Geld, sag ich Euch, verdienmamia.

Alexander seufzt, Frau Roggen glotzt planlos und Martin, Georg als auch die Praktikantinnen müssen sich das Lachen verkneifen.

Herr Rott: Was denn jetzt? Des wär doch toll!
Alexander: Christoph – nein das geht nicht. Wir können die Leute nicht täglich zuspammen.
Herr Rott sauer: zuschpämen tu ma die ja nicht. Die kriegen hochwertige Angebote – kriegen die – und Gutscheine und sowas. Die freun sich, sag ich dir.
Alexander: Es geht um Haarprodukte. Kein Mensch auf dem Planeten will täglich Angebote zu Haarprodukten bekommen. Schlag dir das aus dem Kopf. Die Leute werden sich reihenweise austragen. Damit schädigen wir nur das Geschäft.
Herr Rott: Dann wenigstens jeden zweiten Tag!
Alexander jetzt sichtlich genervt: Kannst du mir bitte das Online-Marketing überlassen. Du hast davon einfach keine Ahnung.
Herr Rott: Was gibts denn da schon groß zu wissen. Also ich will ja jetzt nichts sagen, aber wie du des so sagst, ist des schon arrogant, ist des.
Alexander sichtlich ermüdet: Gut Christoph, mal sehen, wie oft wir einen Newsletter versenden können.
Georg: Wir können ja einfach jeden Tag einen Newsletter an einen anderen Kunden verschicken.
Herr Rott: Ui, des ist eine tolle Idee! Des könntmamamia fei echt machen.

Alexander würde nun gerne bitterlich zu weinen anfangen, zieht es jedoch vor Herrn Rott in Zukunft einfach noch weniger ernst zu nehmen. Herr Ling kommt bereits nach kürzester Zeit mit den Getränken und verteilt diese unter seinen Gästen.

Alexander: Oh, ich habe vergessen zu erwähnen, dass ich gerne Eiswürfel in mein Wasser hätte. Vielleicht auch noch eine Scheibe Zitrone und ein etwas größeres Glas.
Herr Ling: Bai Reituwasel ka Exlas. Mus so [Bei Leitungswasser können wir keine Sonderwünsche beachten]
Alexander: Machen Sie Witze? Wie oft kommen wir hier zum Essen? Wir können auch in Zukunft wo anders hingehen.
Frau Roggen: Jetzt beruhigen Sie sich doch, Herr Hahn.
Herr Rott: Da hat der Alexander aber schon recht. Des ist doch die Höhe, is des.
Herr Ling: Heu aunamwei blin mi Sitlonem unais [Nun gut, heute werde ich Ihnen ausnahmsweise das Leitungswasser mit Zitrone und Eis bringen]

Kurz darauf nimmt Alexander sein kostenloses Wasser mit Zitronenscheibe und Eiswürfel entgegen. Dies allein wird ihm die nächsten drei Monate ein Gefühl von extremer Sparsamkeit vermitteln, was dann auch ein paar von Alexanders Extraeinkäufen rechtfertigt (Kopflehnen-TV fürs Auto, MacBook Air, Riedel Gläser, OLED TV für das Badezimmer, mehrere Thai-Massagen und Spa-Aufenthalte etc.). Herr Ling kommt endlich mit den Suppen. Alle die eine bestellt haben, können sich nun mit Heißhunger darüber stürzen. Alexander gehört zu jenen, die sich für die Frühlingsrolle entschieden haben und nun erst einmal den anderen beim Essen zusehen muss.

Alexander gierig: Sieht eigentlich ganz lecker aus, die Suppe. Kann ich mal probieren.

Noch bevor eine Antwort kommt, hat Alexander bereits mit einem Löffel aus dem Besteckhalter auf dem Tisch von Sabines Suppe gekostet.

Sabine: Sag mal, geht’s noch?
Alexander: Ich habe ja nur probiert! Find ich jetzt ehrlich gesagt nicht so prickelnd, diese Suppe – da kenn ich was besseres.
Sabine: Also, ich kann das überhaupt nicht ab, wenn mir jemand so ins Essen fährt.
Alexander: Ist ja nicht so schlimm, oder?
Frau Roggen: Das müssen Sie schon respektieren, Herr Hahn. [lacht mal wieder grundlos]
Vera: Gibt schlimmeres
Martin lachend: Man muss nur aufpassen, dass er nach dem Probieren nicht die Suppenschüssel umstößt
Alexander: Halt die Klappe Martin – sowas von unlustig.

Einige Zeit vergeht und Herr Ling kommt endlich mit den lang ersehnten Frühlingsrollen. Endlich sind alle in ihrem Element und können sich an ihren Vorspeisen laben. Es kehrt für ein paar Minuten eine beruhigende Stille ein und alle sind mit ihrem Essen beschäftigt. Plötzlich jedoch fällt Frau Roggen etwas auf.

Frau Roggen: Wo bleibt denn Kosta? Der wollte doch nur kurz auf die Toilette. Das war vor fast 20 Minuten.
Martin lachend: Das kommt bei Kosta öfters vor. Aber ich hier jetzt nicht ins Detail gehen.
Georg: Oh Gott, die arme Putzfrau, die hier arbeitet.
Regina zynisch: Putzfrau? Kannst dir aber sicher sein, dass das hier auch der Koch oder so macht.
Vera: Ich sag nur Erdnuß-Sate
Martin: Widerlich, Vera. Widerlich.
Herr Rott: Ich geh amal schaun ob alles gut ist beim Kosta.

Kurz darauf steht Herr Rott vor verschlossener Tür unter welcher bereits Wasser herausläuft. Er klopft und versucht herauszufinden ob mit Kosta auch wirklich alles in Ordnung ist.

Herr Rott klopfend und sprechend: Du Kosta, stimmt bei dir alles?
Kosta leise direkt an der Tür: Ich hab hier ein kleines Problem. Ich brauch einen Drahtkleiderbügel.
Herr Rott: Wo um Himmels Willen soll ich denn bitte hier einen Drahtkleiderbügel herbekommen.
Kosta aufgeregt aber leise: Bitte, ich brauch dringend einen Drahtkleiderbügel. Ich habe hier ein kleines unangenehmes Problem mit dem Abfluss der Toilette.
Herr Rott: Ich schau was ich tun kann.

Was genau ist Kostas Problem? Wird Alexander warten können bis seine Rack-Änte kommt? Wieso hat Frau Roggen Erdnüsse und Mandeln erwähnt – all das und vieles mehr in der nächsten Folge von writtensoap.com.

[Fortsetzung folgt ... ]

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