Interview 001 | Sabine Poppel

Interview 001 | Sabine Poppel
Sekretärin der Hahn und Winter GmbH

Illustriert von Antonius Papadopoulos

 

In unserem  heutigen und ersten Interview von ‘Promi Kult’, der renommierten Zeitschrift für alle B, C und eventuell auch D Promis, stellen wir die einzigartige und wunderbare Sabine Poppel aus der WrittenSoap vor.

Reporter:  Zuerst einmal ein ganz großes Dankeschön, dass Sie sich heute für uns Zeit genommen haben und auch ein ganz ganz großes Dankeschön für Ihre Spontanität, Frau Poppel. Sagen Sie, wie sind Sie zur WrittenSoap gekommen?

Sabine Poppel: Also, ich war in einem Pariser Café, als plötzlich ein Prinz auf einem weißen Araber-Hengst angeritten kam und mich mit Rosenblättern überworfen hat. Er meinte dann, dass mein unerträglich langweiliges Leben endlich zu Ende sei und wir auf ewig zusammen im Showbusiness vereint sein werden und er bereits die erste große Rolle für mich hat. Ich in WrittenSoap mit Jennifer Aniston, Leonardo DiCaprio und Maryl Streep.

Reporter: äh …

Sabine Poppel: Ich war auf einem beknacktem Casting… wie denn sonst? Das war total peinlich dort. Es gab warmes abgestandenes Wasser im Wartebereich und Karamellbacken. Karamellbacken! Nicht mal die paar Cent mehr wollten die für richtige Toffifees ausgeben – nein, Karamellbacken. Also ich war ja kurz davor wieder zu gehen, aber ich dachte mir, bei den ganzen abgeranzten Dauerharzern, die da ihr Glück versuchen, ist es mir doch ein leichtes ne Rolle zu ergattern.

Reporter: Beim Casting selbst, Frau Poppel, wie genau ist das abgelaufen? Hatten Sie Spaß dabei? Was mussten Sie tun?

Sabine Poppel: Nein, ich hatte keinen Spaß dabei. Das Casting an sich hat so eine fürchterliche, schrullige Tunte geleitet. Der hatte so einen Michael Jackson Hut auf und ne große Hornbrille und kam sich total geil vor. Dann hat er immer so geschaut als wüsste er genau was er tut und hat einen auf ‘ich bin so besonders’ gemacht. So ein richtiger Trottel mit übersteigertem Selbstwertgefühl. Todpeinlich. Auf jeden Fall bin ich rein gekommen und er hat mich angesehen und gleich hysterisch zum Kreischen angefangen, dass er mich bräuchte und blah. Danach musste ich ein paar Textzeilen nachsprechen und improvisieren. Viel lieber hätte ich den Typen ausgelacht und ihm gesagt wie mega peinlich sein hässlicher Hut ist.

Reporter: Das klingt ja alles wirklich sehr spannend. Wie genau ging es dann weiter?

Sabine Poppel: Naja, ich habe selbstverständlich die Rolle bekommen. Danach habe ich gleich mal meine Chefin angerufen. Hildegard Imhof von ‘Hildes Hähnchenbraterei’, kennen Sie vielleicht. Das war ja mal eine dämliche Kuh, sag ich Ihnen. Ich hab ihr dann kurz erklärt, dass ich jetzt reich und berühmt werde und sie sich ihre Hähnchen da reinschieben kann, wo nichtmal die Sonne hinscheinen will. Dann labert sie irgendwas von Beleidigung und Klage und weiß der Teufel was und ich konnte nur noch lachen und meinte, sie kann ja mal ihr Glück versuchen. Ich hab dann aufgelegt und der Krähe noch viel Spaß mit ihren Hühnern gewünscht. Am selben Tag hatte sie dann nen Infarkt. Aber mein Gott. Die war sowieso nur noch übel am Abröcheln, die Alte.
Dann kamen eben die ersten Drehtage. Das war chaotisch, sag ich Ihnen. Ich war ja kurz davor zu gehen, aber dann hab ich die Zähne zusammen gebissen und habe mich da durch gequält. Dann diese ganzen anderen Schauspieler. Diese Roggen ist ja das furchtbarste was auf diesem gottverlassenen Planeten herumläuft. Bei der kriegt man ja schon Aggressionen, wenn sie Hallo sagt.

Reporter: Sie kommen also nicht gut mit Ihren Schauspielkolleginnen und -kollegen zurecht?

Sabine Poppel: Naja, also die Jungen sind ja sowieso durch die Bank alles Spinner. So wird man eben, wenn man zu früh erfolgreich ist. Die haben alle dieses ‘Mir gehört die Welt’ Syndrom. Teilweise sind die auch im echten Leben genau wie in der Soap – die können gar nicht spielen, sag ich Ihnen. Und dann haben die immer Extrawünsche oder irgendwelche Wehwehchen. Total furchtbar. Die Crew ist ja auch ein Witz. Da sieht man mal, wie geizig die Sender heutzutage sind. Apropos geiz – ich sag nur zweilagiges Toilettenpapier. Da muss man sich aber wirklich gründlich die Hände schrubben, sonst riecht das den ganzen Tag nach. Zurück zu Ihrer Frage, also ich kann die fast alle nicht ab, aber die Kohle stimmt und deshalb geht mir das auch alles am Allerwertesten vorbei. Nur die Roggen, boah, die geht mir total auf die Senkel. Wie die auch immer gafft, total verstört als würde sie mit Blähungen kämpfen, die sie aus Scham nicht rauslassen kann.

Reporter: Es gehen Gerüchte um, dass Sie mit Herrn Rott ein Verhältnis haben. Ist da was wahres dran?

Sabine Poppel: Ey, bin ich bekloppt oder was? Mit dem alten Ekelpaket? Hallo geht’s noch? Ne ne ne. Sicher nicht. Also, wenn ich mal mit jemandem die Matratze strapazieren will, dann noch am ehesten mit dem Winter. Der ist ja ganz schnuckelig, hat aber auch megamäßig einen an der Klatsche und ist ein bisschen klein. Wenn aber sonst die Proportionen stimmen, hätte ich nichts dagegen. Man sagt ja ‘klein aber fein’ – also jetzt auf die Körpergröße bezogen. Ansonsten geht klein ja gar nicht. Frauen die behaupten, dass die Größe keine Rolle spielt und es nur auf die Technik ankommen, haben total einen an der Waffel. Ab zwanzig mal fünf wirds erst richtig lustig.
Aber mit dem Rott bringen mich keine zehn Pferde in die Kiste. Der macht immer so auf total männlich und redet von nichts anderem als Popperei, aber schiebt im Bett bestimmt total den Schlaffi – muss man bestimmt erst mal ne Stunde dran rumnuckeln bis was geht. Auf so was hab ich ja echt überhaupt keine Lust. Wer das auch immer in die Welt gesetzt hat, kennt mich nicht.

Reporter: Da Sie ja jetzt ein wirklich gutes Einkommen haben, würde es unsere Leser sicherlich interessieren ob Sie mit dem Geld auch etwas für gute Zwecke machen.

Sabine Poppel: Wie jetzt gute Zwecke? Spenden oder was? Ein ganz klares Nein. Was kann ich denn dafür wenn irgendwelche Leute zu faul sind ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Hab schon genügend Schnorrer in der Familie an der Backe. Total die Loser sag ich Ihnen. Gehen selbst nicht auf Arbeit und sitzen den ganzen Tag vor der Glotze, anstatt mal was aus sich zu machen und kommen dann zu mir, damit ich Ihnen ne Playstation oder was auch immer kaufe. Bin ich Krösus oder was? Oder wo soll ich noch hinspenden? Nach Afrika vielleicht oder für irgendwelche stinkenden Tiere die am Aussterben sind? Ist ja wohl alles nicht meine Schuld. Am besten dann noch einer rumänischen Bettelbande die Kohle hinterher werfen – ich denk ja nicht dran. Charity is nicht so meine Linie. Ich unterstütze das Wachstum der Wirtschaft durch meine privaten Einkäufe. Was ich allein an Mehrwertsteuer in die Staatskassen pumpe zahlt ja mal die halbe Infrastruktur der Stadt.

Illustriert von Antonius Papadopoulos

Reporter: Sie sind jetzt eine Person des öffentlichen Lebens. Haben Sie da bereits negative Erfahrungen gemacht oder können Sie gut damit umgehen?

Sabine Poppel: Ja also am Anfang war ich nicht so sonderlich begeistert. Da war ich das nicht gewohnt, dass mir der ganze Pöbel hinterher glotzt. Aber mittlerweile habe ich mich da schon daran gewöhnt. Manchmal bin ich ein bisschen gestresst, wenn ich in Ruhe shoppen möchte oder einfach mal mich selbst genießen. Vor kurzem hat so ein pubertierendes Balg ‘dat doch die Fette aus WrittenSoap’ gebrüllt … zu dem bin ich aber dann hin, hab ihm am Schopf gepackt und bin ihm mit der Zigarette ans Gesicht und gesagt ‘Sag noch ein Wort und du bist blind mein Lieber’ … der hat sich dann angepinkelt und ich hab einen riesen Klamauk deshalb gehabt. Hab ihm dann ein neues Rad gekauft und alles war paletti. Oder, wenn irgendwelche Schleimer ankommen und mir hinten reinkriechen wollen, dann krieg ich auch die Krise, aber das passiert nicht so oft. Autogramme gebe ich auch nicht gerne. Was man nicht alles fürs liebe Geld macht, oder?
So vor der nächsten Frage muss ich mal kurz verschwinden, ich hab meine Tage und das kratzt. Muss da mal was wechseln. Sie können mir ja in der Zwischenzeit einen kleinen Happen organisieren und vielleicht nen Gin Tonic. [15 Minuten vergehen]

Reporter: Inwieweit hat WrittenSoap Ihr persönliches Leben verändert?

Sabine Poppel: Naja, zuallererst würde ich sagen, dass ich jetzt endlich mal in einer schönen Wohnung leben kann und nicht mehr in einem runtergekommenen Wohnklo mit Alki-Mitbewohnern, die ständig über den Deckel pullern. Ich kauf mir was ich will und ich lass mich auch nicht mehr von dahergelaufenen Deppen zurechtweisen. Ansonsten alles eigentlich beim Alten. Am Abend klemm ich vor die Kiste – naja, das ist jetzt Ha De und viel größer und ich habe total viele Sender, die ich alle nicht mal schauen kann. Auch total langweiligen Proll, so Arte oder National Geography – was will ich mir denn ne Sendung ansehen von sonst welchen Naturvölkern, wo sich die Leute gegenseitig anmalen und auf Trip in die Wüste kacken. Oder französische Hippies die Bio-Wein in der Provence anbauen oder wie welches Tier vögelt. Ich schau gern meine Sendungen auf RTL und Pro7.

Reporter: Wie haben Ihre Freunde und Verwandten reagiert, als sie erfahren haben, dass sie in der WrittenSoap mitwirken?

Sabine Poppel: Ha! Die waren natürlich alle total neidisch. Im Freundeskreis vor allem, die ganzen Alkis und Drogis sind vor Neid beinahe geplatzt. Meine Mutti war vielleicht ein bisschen stolz auf mich, aber sogar meine Geschwister wollten mir mein Glück nicht gönnen. Aber als dann die erste große Neidwelle vorüber war und sie sich damit abgefunden hatten, dass ich auf dieser Welt erinnert werde, während die einfach alle ins Grab plumpsen und schnell vergessen werden, kamen natürlich die ersten Mitleidsstories und Geschäftsideen. Die denken ja, dass man sofort Millionär ist, wenn man in die Glotze kommt. Ich habe keinen Bock diese ganzen Irren zu finanzieren. Mein alter Freundeskreis ist so gut wie weg – bin mir hundert Prozent sicher, dass die sich jetzt alle total bemitleiden und ich die Böse bin. Kann mir aber auch schnurze sein. Ich gebe mich jetzt mit erfolgreichen Leuten ab, mit denen man sich nicht gleich nen Kopf machen muss, wenn man ne Kleinigkeit im Restaurant essen gehen will. Meine Familie und ehemaligen Freunde erwarten natürlich, dass ich immer bezahle, aber da haben die falsch gedacht. Ich bin ja nicht das Sozialamt. Die kriegen genug Stütze um sich ihr Essen selbst zu kaufen – wennse aber dann die ganze Kohle für billigen Vodka, Kippen und Hasch rausdonnern, sind sie selber schuld. Ich bin froh, dass ich nicht mehr von diesem Gesocks umgeben bin. Ekelhafte Leute sind das, sag ich Ihnen. Das ist mir früher gar nicht so aufgefallen. Leute ohne Geld sind mir wirklich widerlich geworden.

Reporter: Frau Poppel, wie sieht es denn in Ihrem Liebesleben aus? Wollen Sie einmal eigene Kinder?

Sabine Poppel: Also, eines nach dem anderen. Was Beziehungen angeht, kann ich nur sagen, dass ich definitiv kein Beziehungsmensch bin. Ich habe einfach keinen großen Bock drauf ständig den selben Günther an der Backe zu haben. Am besten noch so ein Dünner, der immer einen auf romantisch macht und super zärtlich ist im Bett. Horror. Ne, ich hab hier und da mal nen Lover. Zur Zeit so ein geiles Stück aus der Gastro. Ein Schwarzer. Also wenn der drauf los nagelt, dann seh ich aber Sterne, sag ich Ihnen. Genau so brauch ich das und so bin ich dann auch glücklich. Wenn er fertig ist, dann zieht er sich an und macht sich vom Acker. Kein großes blah blah und kein herumgesülze. Danach hab ich das Bett wieder für mich und kann mich darin herumwälzen – ohne irgend einen Knallkopf der mir in die Bettwäsche furzt und mir in der Früh seinen gammeligen Mundgeruch entgegen haucht.
Kinder haben Sie ja auch gefragt. Also bitte, seh ich denn wirklich so aus als würde ich Kinder wollen? Ich hatte mal zwei Wochen lang ne Katze. Das Vieh hat mir die Wohnung voll gestunken und überall seine Haare gelassen. Zum Ende hin hat sie mir in den Wäschekorb gekackt. Da bin ich ausgerastet, hab das Tier gepackt und bin zum Tierarzt und gleich einschläfern lassen. Kinder kann man ja nicht einschläfern lassen, die kosten Geld, brüllen herum, stinken und machen alles dreckig. Also wer sich so was freiwillig antut muss ja total verrückt sein. Danach ist ja unten rum auch erstmal alles locker und das ist bestimmt auch schmerzhaft. Also, wenn ich schwanger werde dann lass ich das direkt absaugen und wenn ich es zu spät merke, kann ich ja immer noch nach Polen oder so. Da gibt’s nicht dieses dämliche Zeitlimit.

Reporter: Vielen Dank Frau Poppel, dass Sie sich für uns Zeit genommen haben. Wir wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg bei WrittenSoap und vielleicht sehen wir uns in Zukunft wieder um mehr über Ihre Karriere zu erfahren.

Sabine Poppe: Ja, kein Ding.

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